Boreout: Die große Unterforderung

Ertappst Du Dich manchmal dabei, wie Du regungslos auf Deinen Computerbildschirm starrst, während Dein Kopf einfach leer wird, Dein Körper gefühlt mit dem Bürostuhl verschmilzt und Du nur noch darauf wartest, dass die Uhr endlich, endlich Feierabend schlägt? Wenn Du in einem Job gefangen bist, der Dich komplett unterfordert, weißt Du genau, wie quälend es sein kann, unter „Boreout” zu leiden.

Mein Klient Stefan hat das erlebt und ich möchte hier seine Geschichte teilen und einige konkrete Tipps geben, wie man mit dieser beruflichen Stagnation umgeht.

Der Boreout-Blues

Als Stefan zu mir ins Coaching kam, steckte er in einem Job fest, der auf dem Papier eigentlich perfekt aussah. Er arbeitete seit drei Jahren in einem renommierten Unternehmen, mit einem guten Gehalt und einem Titel, der nach Außen wirklich was hermachte. Hinter den Kulissen jedoch ertrank er förmlich in einem Meer der Langeweile.

Sein täglicher Arbeitsablauf bestand aus denselben, völlig monotonen Aufgaben. Er saß fast täglich in quälend langen Meetings, die kaum konkrete Ergebnisse brachten und zwischendurch hatte er eine fast schon erschreckende Menge an freier Zeit. Tag für Tag musste er seine acht Stunden am Schreibtisch absitzen, obwohl er seine Aufgaben in der Hälfte der Zeit hätte erledigen können. Je länger das so ging, desto unmotivierter und deprimierter fühlte er sich. Zugleich traute er sich nicht, mit seiner Chefin oder seinen Kollegen ehrlich über seine Situation zu sprechen. Wie sollte er denn zugeben, dass er schon seit etlichen Monaten im Büro oft stundenlang im Internet surfte und private E-Mails schrieb?

Zu wenig zu tun – der Alptraum der ständigen Unterforderung

Menschen, die im Job eher unter Dauerstress leiden, haben oft wenig Verständnis für Boreout-Betroffene. Ganz nach dem Motto „Worüber beschwerst Du Dich denn? Zu viel Zeit hätte ich auch gerne!” Doch so seltsam es für manche auch klingen mag: Zu viel freie Zeit bei der Arbeit kann genauso frustrierend und belastend sein, wie zu wenig. Das Phänomen Burnout ist inzwischen in aller Munde: eine Belastungsdepression, die durch Dauerstress ausgelöst wird. Was Stefan erlebte, ist das weniger bekannte Boreout – ein Ausbrennen durch zu wenig Belastung. Es ist sozusagen der fiese kleine Bruder des Burnouts und kann ganz ähnliche Probleme verursachen.

So auch bei Stefan. Jeden Tag kam er zwar körperlich im Büro an, war geistig aber kaum bei der Sache und zunehmend teilnahmslos. Abends ging er mit dem Gefühl nach Hause, absolut nichts erreicht zu haben. Wenn seine Frau oder Freunde ihn fragten, wie sein Tag war, wusste er nichts zu erzählen. Es war, als wäre er in einem beruflichen Koma.

Steckst Du in einer ähnlichen Situation fest, wie Stefan? Ich kann Dir helfen. Buche jetzt ein kostenloses Kennlerngespräch. Ich höre mir gerne Deine aktuelle Situation an und erzähle Dir mehr vom Coachingprozess.

Boreout, zeit den Beruf zu wechseln

Was steckt hinter dem Boreout?

Ein geringes Arbeitspensum allein muss nicht zwangsläufig zu einem Boreout führen. Das Problem ist meist ein wenig komplexer. Hier möchte ich Dir die einige die häufigsten Gründe vorstellen, warum Menschen im Boreout landen. Vielleicht kommt Dir der eine oder andere Punkt bekannt vor:

Zu viel Routine

Dein Arbeitsalltag besteht zum Großteil aus monotonen Aufgaben, die Du schon hundertmal gemacht hast. Du musst selten innovativ denken, Dir eine neue Fähigkeit aneignen oder ein komplexes Problem lösen.

Zu wenig Entscheidungsfreiheit

Wenn Du nur Aufgaben „von oben“ abarbeitest und Dich kaum selbst in Entscheidungsprozesse und Ideenfindung einbringen darfst, kann das schnell dazu führen, dass Du Dich ausgebremst und fremdbestimmt fühlst.

Intellektuelle Unterforderung

Wir alle müssen unser Gehirn manchmal herunterfahren und z.B. nach einem sehr fordernden Arbeitstag zu leichter Unterhaltung auf Netflix greifen. Doch wenn Dein Job Dich dauerhaft unterfordert und Du Dein Gehirn kaum richtig anwerfen musst, wirst Du unweigerlich alle Motivation verlieren.

Sinnlose Meetings

Wer kennt sie nicht, die Meetings, die genauso gut auch eine E-Mail hätten sein können? Wenn diese Art von zeitfressenden Treffen und Diskussionen überhandnehmen und den Tag zerstückeln, kann das unheimlich frustrierend sein.

Zu wenig Austausch mit anderen

Ein kleiner Plausch mit den Kollegen zwischendurch ist essenziell für die Arbeitsmotivation – und sei es nur, um gemeinsam über ein sinnloses Meeting zu lästern!  In den letzten Jahren arbeiten immer mehr von uns remote oder teilweise im Homeoffice. Gerade hier ist die Gefahr groß, dass wir aufgrund von zu wenig Anschluss an die Kollegen und zu wenig persönliche Involviertheit im Team die Motivation verlieren.

Mangel an Entwicklungschancen

Wenn Du in Deinen Aufgabenbereich gut eingearbeitet bist und Deinen Job routiniert erledigst, ist es eigentlich Zeit für eine neue Herausforderung. Wenn Dein jetziger Arbeitgeber aber keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten bereithält, stellt sich schnell Unzufriedenheit ein.  

Zu wenig Identifikation mit dem Arbeitgeber

Für langfristige Zufriedenheit im Job ist es unheimlich wichtig, dass Deine grundlegenden Werte mit denen Deines Arbeitgebers übereinstimmen. Wenn Du beruflich etwas tust, mit dem Du Dich persönlich nicht wirklich identifizieren kannst, führt das über kurz oder lang zu einer Sinnkrise

Boreout - gelangweilt im Job

Boreout: Die häufigsten Anzeichen

Ähnlich wie das Burnout schleicht sich auch das Boreout langsam an, oft tarnt er sich als eine Reihe von kleinen Ärgernissen. Im Laufe seines zweiten Jahres bei seinem Arbeitgeber, begann auch Stefan langsam zu bemerken, dass etwas mit seinem Arbeitsalltag nicht mehr stimmte. Dies sind einige der häufigsten Anzeichen für ein Boreout:

Die Minuten zählen: Du beobachtest spätestens ab der Mittagspause ständig die Uhr und kannst es kaum erwarten, dass Dein Arbeitstag endlich vorbei ist und Du aus der Langeweile befreit wirst.

Prokrastination: Du hast wenig zu tun, aber selbst das schiebst Du vor Dir her und kannst Dich einfach nicht motivieren. Selbst die kleinsten Aufgaben werden so irgendwann zu monumentalen Hindernissen.

Körperliche Beschwerden: Ganz ähnlich wie bei einem Burnout, ist es auch bei einem Boreout oft Dein Körper, der die deutlichsten Signale sendet: Wenn Du unter Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden leidest, ständig erkältet bist und schlecht schläfst, kann das durchaus mit der großen Langeweile im Job zusammenhängen.

Täuschungsmanöver: Du tust Deinen Kollegen gegenüber viel beschäftigter als Du es eigentlich bist, damit niemand mitkriegt, wie viel Leerlauf es bei Dir gibt. Zudem hast Du ständig ein schlechtes Gewissen und Angst, beim „Nichtstun” ertappt zu werden.

Geistige Erschöpfung: Du hast das Gefühl, langsam zu verdummen und es fällt Dir immer schwerer, Dich zu konzentrieren.

Schwindendes Selbstvertrauen: Das wirklich fatale an einer Boreout-Situation ist dies: Die ständige Unterforderung nagt am Selbstbewusstsein. Wer ständig unter seinem Niveau arbeitet und seine wahren Fähigkeiten nicht unter Beweis stellen kann, verliert schnell das Vertrauen in sich. Das wiederum kann dazu führen, dass Du Dir bald nicht mehr zutraust, den Job zu wechseln und Dich in Deiner Situation gefangen fühlst.

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Raus aus der Langeweile

Für Stefan kam der Wendepunkt, als er eines Tages einem Freund sein Herz ausschüttete. Dieser Freund hatte selbst ein Burnout durchgemacht und erkannte, dass Stefan in einer ähnlich ernsten Situation steckte – auch wenn die Auslöser andere waren – und dass er Hilfe brauchte. So landete Stefan bei mir im Coaching. In unseren Sitzungen wurde klar, dass das Boreout ein Symptom einer tieferliegenden Sinnkrise war und dass Stefan den Blick für seine Stärken, Leidenschaften und Werte völlig verloren hatte. Gemeinsam fanden wir nicht nur einen Weg aus seiner akuten Krise, sondern legten die Grundsteine für eine langfristige berufliche Neuorientierung. 

Wenn Du in einer ähnlichen Situation steckst, wie Stefan damals, möchte ich Dir hier ein paar Tipps mitgeben, wie Du aus der Stagnation entfliehen und ins Handeln kommen kannst. Und wenn Du Dir gezielte Hilfe für Deine individuelle Situation wünschst, nimm Kontakt zu mir auf. Ich berate Dich  unverbindlich zu meinem Coachingansatz.

Sofortmaßnahmen

Um dem akuten Frust entgegenzusteuern, empfehle ich Dir, zunächst in Dein Privatleben zu schauen. Nimmst Du Dir genug Zeit für Freunde und Familie? Was ist mit Deinen Hobbys? Boreout im Beruf schlägt sich oft auf alle Bereiche des Lebens nieder. Versuche deshalb zuallererst, wieder mehr Freude und Schwung in Dein Privatleben zu bringen, z.B. indem Du Dir eine sportliche Herausforderung suchst, ein neues Hobby anfängst oder Dich regelmäßig nach der Arbeit mit Freunden triffst. Das kann Dir die Energie geben, die Du brauchst, um etwas an Deiner beruflichen Situation zu ändern.

Selbstreflexion

Was genau frustriert Dich an Deiner jetzigen Jobsituation? Was sind die größten Energiefresser? Was müsste sich ändern, damit Du wieder (oder zum ersten Mal) Begeisterung für Deinen Job verspürst? Was kannst Du selbst dafür tun? Je genauer Du Deine individuelle Situation beleuchtest, desto gezielter kannst Du sie verändern.

Stärken wiederentdecken

Besonders wichtig ist, dass Du Dir Deine Stärken, Begabungen und bisherigen Leistungen wieder vor Augen führst. Da ein Boreout oft mit einem sinkenden Selbstwertgefühl einhergeht, musst Du Dich gezielt auf Deine Erfolge konzentrieren, um Dir klarzumachen, dass Du viel mehr leisten kannst und einen Job verdient hast, der Dich rundum zufrieden macht!

Wege aus dem Boreout

Neue Herausforderungen suchen

Schau Dich um: Gibt es in Deinem jetzigen Job Möglichkeiten, Dich weiterzuentwickeln und Deinen Aufgabenbereich so zu ändern, dass Du stärker gefordert bist und größere Erfolgserlebnisse hast? Könntest Du in eine andere Abteilung wechseln, eine Fortbildung zu machen oder Dich sogar ins Ausland versetzen lassen?

Gespräch mit dem Vorgesetzten

Wenn Du etwas an Deiner Situation ändern willst, musst Du zuerst Klarheit schaffen. Wenn Du noch nicht mit Deinem Vorgesetzten über Deinen Frust gesprochen hast, tu es jetzt. Du kannst mit Freunden oder auch mit einem professionellen Coach üben, wie Du Deine Perspektive diplomatisch aber überzeugend darstellst und klarmachst, dass es nur im Interesse Deines Arbeitgebers ist, Deinem Wunsch nach Veränderung und Wachstum entgegenzukommen und Dir neue Herausforderungen zu geben.

Das Boreout austricksen

Wusstest Du, dass der Schriftsteller Franz Kafka bis zu seinem Tod als Versicherungsangestellter gearbeitet hat? „Mein Dienst ist lächerlich und kläglich leicht”, schrieb er einmal an eine Freundin über seine Arbeit. „Ich weiß nicht, wofür ich das Geld bekomme.“ Das klingt für mich, als sei Kafka ein Boreout-Kandidat gewesen – lange bevor es dieses Wort gab! Doch anstatt sich von der Unterforderung im Berufsleben ausbremsen zu lassen, konzentrierte er sich ganz auf seine Leidenschaft für das Schreiben. In seiner Freizeit schrieb er Romane und Erzählungen, die heute weltberühmt sind – und in denen er auch die frustrierenden Aspekte seines Arbeitsalltags verarbeitete. Ob er diese kreative Energie wohl auch dann gehabt hätte, wenn sein Job ihn erfüllt und gefordert hätte?

Überlege, ob auch Du die Monotonie im Job zu Deinem Vorteil nutzen könntest. z.B. indem Du neben einem Routine-Job etwas tust, das Dich wirklich erfüllt, aber Dir (noch) kein Geld einbringt. Gibt es ein kreatives Projekt oder ein Ehrenamt, das Dir den Sinn geben würde, der Dir bei der Arbeit fehlt? Oder könntest Du den Leerlauf in Deinem Arbeitsalltag nutzen, um nebenher Dein eigenes Business zu starten?

Jobwechsel

Wenn Dein Arbeitgeber auf Deinen Wunsch nach Weiterentwicklung nicht eingehen kann oder will, wenn Du keinen ausreichenden Ausgleich außerhalb der Arbeit findest oder wenn Dein jetziger Job Deinen Werten grundsätzlich widerspricht, ist es Zeit für einen Jobwechsel. Oder sogar für eine grundlegende berufliche Veränderung, bei der Du eine ganz neue Richtung einschlägst.  Zahlreiche Tipps dazu findest Du in meinen anderen Blogartikeln, z.B. Berufcheck: Welcher Beruf passt zu mir?, Beruf wechseln – darauf solltest du achten und Wie finde ich meinen Traumberuf?.

Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg für Deinen Weg raus aus der Langeweile und hinein in einen Job, der Deinen Talenten, Deinen Fähigkeiten und Deinen Stärken würdig ist!

Möchtest Du tiefer in das Thema berufliche Neuorientierung eintauchen und Dich mit professioneller Unterstützung auf den Weg zu Deinem Traumberuf machen? Ich freue mich auf den Austausch mit Dir!  

Zusammenfassung

Hier noch einmal das Wichtigste, das ich Dir mit diesem Artikel auf den Weg geben möchte:

  1. Das Boreout steht dem Burnout in nichts nach: Es schleicht sich meist langsam an und kann ähnlich niederschmetternd sein.
  2. Zu den häufigsten Gründen für ein Boreout gehören zu viel Routine, zu viel Fremdbestimmung und Perspektivlosigkeit.
  3. Wie ein Burnout kann ein Boreout sich körperlich bemerkbar machen. Zudem neigen Betroffene dazu, zu prokrastinieren und Arbeit vorzutäuschen. Dies führt zu Schuldgefühlen und einem schwindenden Selbstwertgefühl.
  4. Ein Boreout bekämpfst Du, indem Du Dich auf Deine Stärken besinnst und Dir neue Herausforderungen suchst. Diese können auch außerhalb Deines Jobs liegen.
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Nicole Martens

Nicole Martens 

Meine Vision ist es, Menschen darin zu unterstützen, wieder glücklich und zufrieden in ihrem Job zu sein – einem Job der Spaß macht und in dem die eigenen Werte gelebt werden können.

Ich bin Coach für die berufliche Neuorientierung, ehemalige Personalleiterin und stand vor ein paar Jahren an dem Punkt, an dem Du vielleicht heute stehst. Ich weiß genau wie es sich anfühlt, wenn man nur noch im Gedankenkarussel feststeckt und es gefühlt nicht weitergeht. Gerne möchte ich Dir zeigen, wie auch Du einen anderen beruflichen Weg gehen kannst.